Eine Radrundtour vom Wein- und Touristenort Rüdesheim aus hinauf in die Höhen des Rheingaus, ins Hinterland des Mittelrheintals und bei Lorch wieder zurück an den Rhein und zum Rheinsteig. Ein paar heftige Teilstücke machen die Tour nicht „Trekkingrad-geeignet“!
An dem Fähranleger in Bingen beginnt, wer von Süden kommt. Die Rundtour richtig beginnen tut in Rüdesheim, denn hierher führt die Runde auch wieder zurück.
Je nach Gusto kann man die verwinkelte und schöne Altstadt von Rüdesheim erkunden. Danach geht es in die sanft ansteigenden Weinberge, über die auch eine fast zwei Kilometer lange Schwebe-Gondelbahn zahllose Menschen jedes Jahr hinauf zum Niederwalddenkmal bringt. Hier, am Tor zum berühmten Mittelrheintal, überragt die 12,5 m hohe Statue der Germania das Denkmal, dass an die Einigung Deutschlands 1871 erinnern soll. Auf gleiche Höhe bringen einen die Wirtschaftswege in dem weitläufigen Weinanbaugebiet über Rüdesheim. Nächstes und ebenfalls beeindruckendes Ziel ist die Abtei St. Hildegard. Der große Steinbau mit der beeindruckenden Kirche liegt direkt neben Ebental. Kurz geht es hinab ins Tal des Stegbachs und vorbei an der Nonnenmühle. Einige Höhenmeter später führt der Weg durch Mariental. Auch hier geht es kurz hinab in ein Tal. Das Kloster Mariental liegt in einer scharfen Kurve der Strasse. An der Franziskanerkirche Marienthal vorbei folgt die Forstsrasse dem Erlenbach bergan. Durch Stephanshausen hindurch bleibt man dem Bachlauf treu. Zuletzt, schon wieder ausserhalb des Ortes, teilt sich der Bach in drei kleine Quellbäche auf und man muß ordentlich in die Pedale treten, um steil die Höhen über dem Dorf zu erreichen. Bänke laden hier zu einer Pause ein.
Nun bleibt es zunächst weitgehend eben. Die L3272 verlässt man nach knapp einem Kilometer gerne wieder und biegt in einen Waldweg ein. Er leitet recht steil hinab ins Tal des Grohlochbaches. Diese Gegend ist so einsam, dass man gute Chancen hat, eine der hier heimischen Mufflon-Herden zu sehen. 2022 war leider der sanft abfallende Forstweg vom Forsthaus Grohloch aus so aufgeschottert, dass es wenig Spaß machte, dort hinab zu fahren. Das sollte sich aber bis 2023 wieder gebessert haben.
An der Wegeinmündung knapp zwei Kilometer weiter ist der Weiterweg nicht einfach zu finden. Wenn man der Forststrasse links bergauf folgt, ist unmittelbar rechts ein Durchbruch durch die Felsen zu sehen. Dieser sichtbar selten genutzten Forststrasse folgt man sanft bergauf. Tief unter einem bleibt der Bach zurück, während der Weg auf der Forststrasse schmäler und schmäler wird. Nur selten verirrt sich wohl jemand hier her. Etliche Bäume lagen 2022 quer zum Weg, weswegen man immer mal wieder absteigen muß. In zwei scharfen Serpentinen erglimmt der Weg knapp 220 Höhenmeter, dann ist man wieder auf einer gut zu befahrenden Forststrasse. Sie führt über den Mandelberg Richtung Lorch.
An einer Weggabelung kann man links wenige Meter zu einer Hütte mit einer schönen Aussicht auf den Rhein gehen. Hier ist man noch weit oberhalb des engen Mittelrheintals. Der direkte Weg hinab zum Zugang zu den Weinbergen unterhalb des Aussichtspunktes ist leider so zugewuchert, dass es nur schwer mit dem Rad möglich ist, dort hinunter zu fahren. Folgt man der geschotterten Forststrasse ein kleines Stück, biegt kurz bevor es steil bergab geht, links ein Forstweg ab. Er führt kurz hinauf zu einer offenen Fläche. Folgt man der Forststrasse weiter hinab, kommt man in Lorch heraus und kann auch von dort wieder zurück nach Rüdesheim radeln. Denn der Abstieg von der Freifläche hinab zum Zufahrtsweg zu den Weinbergen ist sehr steil. Kurz, aber ziemlich steil. Befahrbar, aber der ein oder andere wird lieber schieben. Vorbei an einem markanten Anstand erreicht man auf diesem Weg schließlich eine kleine Weinberghütte.
Oberhalb Lorsch wieder Richtung Ausgangspunkt
Am obersten Rand der Weinberge entlang geht es nun Richtung Süden. Allerdings sollte man nicht dem (durchaus schön verlaufenden) GPX Track folgen, sondern da, wo der Wirtschaftsweg in einen Forstweg übergeht, die wenigen Meter hinab zum nächsten Wirtschaftsweg gehen. Die großen Tore in den Zäunen, die hier oben die Weinstöcke vor Verbiss schützen, sind offen. Nach dem Passieren natürlich wieder verschließen!
Ab nun wird es einfach traumhaft. Der Weg führt durch die Steillagen oberhalb des Rhein. Nur wenig Steigung und Gefälle stört das Schauen und Staunen. Unten verschwindet langsam die langestrecke Insel des Locher Werth hinter einem. Nach Durchquerung des Bächergrunds geht es wieder hinaus in die Weinberglagen. Immer wieder kann man den Blick weit schweifen lassen auf dem Wirtschaftsweg, der gleichzeitig auch der Rheinsteig ist. Dieses Stück des Fernwanderwegs gehört neben den Felsenwegen an der Loreley zu den schönsten Abschnitten. Kurz vor dem Abstieg Richtung Campingplatz Suleika liegt die kleine Hütte „Georgs Ruh“. Auf einer kleinen Bergnase gelegen ist es der ideale Platz, um eine Pause einzulegen. Allerdings sind im Sommer die beliebten Aussichtsbänke häufig belegt.
Holprig und steil geht es in dem Campingplatzgelände bergab. Eingekeilt in einem kleinen Seitental ist der Platz gut versteckt. Die nur 2,4 m hohe Durchfahrt unter der Eisenbahnbrücke hindurch erfordert für Wohnanhänger und Wohnmobile einen weiten Umweg über Niederheimbach. Mit dem Rad jedoch ist man auf der steilen Kopfsteinpflasterstrasse schnell an der Rheinuferstrasse.
Rückfahrt den Rhein entlang
Bereits 2021 befand sich das Teilstück Richtung Assmannshausen im Bau. Die Straße klebt unterhalb der Eisenbahnstrecke direkt an der Wasserkante des Rheins und der sehr gut vom Verkehr getrennte Radweg schwebt bereits über dem Wasser, wenn der Rhein gut gefüllt ist. Dies mag erklären, dass das Teilstück noch immer gesperrt ist. An Wochenenden, wenn nicht gearbeitet wird, kann man jedoch auf eigenes Risiko auf der übrig gebliebenen Straßenhälfte hindurch fahren. Die Alternative, vom Campingplatz Suleika über die Höhen nach Assmannshausen zu fahren, ist ein erhebliches Unterfangen und addiert zahlreiche Höhenmeter zu der Tour!
In Assmannshausen sollte man durch den kleinen aber schönen Dorfkern fahren. Auf der Niederwaldstrasse geht es kurz steil bergauf, dann biegt man rechts ab, fährt unter dem Sessellift hindurch und erreicht nach einigen weiteren Höhenmetern wieder die Weinberge oberhalb des Rheins. Vorbei am sehr schönen „Aussichtspunkt Assmannshausen“ wechselt man für einige Hundert Meter von den Weinbergen in den urwaldartigen Steineichenwald der Felsenhänge oberhalb des Binger Loch. Kurz darauf ist man im weitläufigen Gebiet der Rüdesheimer Weinterrassen. Unter einem liegt die Burgruine Ehrenfels und mitten im Rhein gelegen sieht man deutlich den Binger Mäuseturm. Unüberschaubar ist das Wirrwar der Wirtschaftswege, die das großen Weinanbaugebiet unterhalb des Niederwalddenkmals durchziehen. Doch das Ziel liegt vor einem: Rüdesheim und der Fähranleger hinüber nach Bingen. Die Runde schließt sich bei einem Kilometerstand von etwa 45 km (je nach Ausgangspunkt etwas mehr oder weniger).
Und hier ist die GPX-Datei zur Tour